Es wird

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  • Beitrag veröffentlicht:7. August 2022
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So, also habe dann also Lena spät abends aus Allenstein abgeholt. Sie ist von Danzig aus mit nem Schattelbus gekommen und hat – wie üblich – Scheiß Wetter mitgebracht.

Es muss nicht besonders erwähnt werden – ihr kennt sie – dass es dann losging mit allen möglichen zu erledigenden Arbeiten. Meine Hinweise, Ermahnungen, die verzweifelten Aufrufe, sie möge doch diese Zeit hier als Urlaub betrachten, verhallten im masurischen Orbit. Nun gut, dann soll se eben. Und sie tat so, wie ihr nicht geheissen. Jegliches, als Unkraut zu bezeichnendes Grün wurde akribisch entfernt, Beete aufgehübscht, Balken imprägniert, Gartenmöbel lasiert, Frühstück gemacht inclusiver kleiner Salate, Marlon auf Trab gebracht, Kirschen und Himbeeren gepflückt, Marmelade daraus kreiert, die Bude 36 mal gesaugt und gewischt, und ein Mal….genau ein Mal Urlaub gemacht. Ich konnte sie nötigen, mit dem SUP-Board gemeinsam zum Nachbarsee zu fahren um dort ihrer Leidenschaft einen Nachmittag zu gönnen. Und das bei herrlichstem Wetter. Ich lag, las und frohlockte, Marlon saß und wartete auf Lena, die hinaus aufs wunderbare Nass jauchzte. Das war wohl ne Belohnung. Keine Menschenseele. Nur Wasser, Grün und Sonne.

Zwischendurch waren wir noch geladen bei Schlegels zum legendären Sonntags-Rind und bei Marek zum Burzeltag im Kreise seiner Familie. Ich konnte mir herrlich einen ballern hatte doch eine Chauffeuse. Einen netter Abendspaziergang in Reszel war ein must-to-do mit krönendem Getränk in der dortigen Burg.

Während unserer gemeinsamen Tage ging es hier im üblichen Modus weiter. Holzhaus, Wasser, Sand, Steine, Wasser. Mateusz überzeugte immer wieder durch ungeheure Sorgfalt, Power, Ideenreichtum und konzeptionelles Vorgehen. Ein echter Hauptgewinn. Muss den Kerl immer wieder ermahnen, englisch zu lernen, kann mir gut vorstellen, falls es hier mal mit Gästen doch was werden sollte, ihn einzubinden. Junger, hübscher, angenehmer, freundlicher Zeitgenosse, der dafür sorgen kann, dass junge, hübsche, angenehme, freundliche Gästinnen hier ihre Zeit mit Wonne, jauchzend und frohlockend verbringen mögen.

Und Wasser…. Ich fand also mit Georgs Hilfe den Grund allen(?) Übels. Ein komplett aus der Muffe herausgedrücktes Winkelstück. Jetzt hatte ich also schon eine Lötlampe im Fundus, Lötzinn und Georgs Lötwasser mitsamt aufmunternden Worten seinerseits, den Scheiss doch selbst zu versorgen. Hatte ich bis dato noch nicht gemacht. Ich wuchs also mit den Aufgaben und nach tagelangem Zögern nahm ich mich dieser Herausforderung an, und konnte gar nicht mehr aufhören, nein nicht aus heller Freude, sondern aus purer Notwendigkeit, denn nach der ersten Reparatur lauerte eine beschissene, schon offensichtlich im Laufe der letzten Jahrhunderte immer wieder überlötete Kack-Piss-Scheiss-Verbindung ( man kommt hier zu einem sich steigernden Tourette ), der ich mit einer Komplettsanierung die Aufdringlichkeit zu nehmen mich anschickte. Mein Gott, was eine heldenhafte Nummer. Ich bot mehreren lokalen Sendern und TV-Anstalten ein Exclusiv-Interview…. Keine Sau schien interessiert.

Damit war das Thema längst nicht beendet, ich erwähne en passant nur kurz den Austausch mehrerer  Messing – Ansatzstücke in den Wandanschlüssen. Mann kennt mich mittlerweile in den verschiedenen Installationsläden.

Mal sehen, was mich in dieser thematischen Nische noch an Überraschungen herausfordert.

Eines Abends dann- ich bereitete eine Bolongnäse zu Stangennudeln –  ereilte mich ein sehr, sehr, sehr erregter Anruf. Lena fand sich mit Marlon  inmitten mannshoher Gräser und Lupinen, aber nicht zurecht, denn der Ort der Verzweiflung war nicht zu definieren. Der Umkreis schon… ca 5 km schätzungsweise. Und es wurde dunkel, und ihr Handyakku war dann nach flehentlichem Hilfegesuch und meiner Bitte, Koordinaten zu übermitteln ( das schränkt den Suchradius doch erheblich ein ) leer. Toll .Kein Anschluß unter dieser Nummer. Ich nahm Gas vom Herd, gab Gas im Landy und nagelte dieselnd wahllos durch die Gegend. ( Der bis dahin hübsche Landcruiser, kurz vorher gewaschen, geledert, gesäubert und weiß, änderte sein Äußeres in Kürze in schlammig braun ). Ich sagte noch kurz den Schlegels Bescheid, sie mögen die nördliche Hemisphäre durchkämmen. Angeblich beendete Georg das Duschband, um sich unterbehost zur Tochter ins Auto zu gesellen, und tat, wie Ihnen geheißen.

Es war mittlerweile nächtliches Schwarz, als mich nach meiner ausgedehnten Offroad-Tour ein erlösender Anruf von Kathrin ereilte, dessen Botschaft die Beendigung der Suchaktion einläutete. Lena war wieder auf dem Gehöft, gebracht von einem jungem, hübschen Polen. Die Aufarbeitung des Themas war dann frohlockender Gesprächsinhalt beim Verzehren des italienisch anmutenden Nachtmahls.

Merke : Falls es dich überkömmt Abenteuer erleben zu wollen in einer unbekannten Gegend, so nehme als Tageszeit nicht den späten Abend, und sorge für eine ausreichende Ladung deines Smartphones, dessen unbestreitbare Sinnhaftigkeit eben genau in diesen Optionen der Hilfegesuche liegt.

Also, alles war gut. Dann war auch schon unser letzter Abend, bevor es nach Danzig ging. Wir machten eine schöne Tour zur Mühle in Warpuny, aßen, unter anderem die legendäre saure Mehlsuppe, gereicht in einem ausgehöhlten Brot, und tranken outdoor, hatten einen netten Abend.

Ich brachte Lena also zum Flughafen und hatte dann den Nachmittag Zeit mich in unserer Airbnb Bude auszuruhen, einen kleinen Stadtrundgang mit Marlon zu erleben, um dann Steffi abends von eben jenem Airport abzuholen. Ich hatte bereits Tonicwater gekühlt, Eiswürfel in Espressotassen vorbereitet, und so konnten wir ein paar gesottene Gin-Tonic schlürfen. Heidawitzka, da war der Papi aber lecker dralle. Unsere geplante Night-Life-Sache wurde eingetauscht gegen ein großartiges Essen, ein paar Meter entfernt von unserer Bude, also auf allen Vieren erreichbar.

Danzig ist wunderschön, herrliche alte Bausubstanz, in pastelligen Farben. In der Freitag-Nachmittag-Sonne fantastisch. Etwas zuviel Gastronomie zuungunsten üblicher urbaner Umgebung. Keine Läden. Samstagnachmittag dann Hölle, wie auf nem Mega-Festival. Menschenmassen. Kein Raum, sich zu bewegen. Grausam. Aber so ist es mittlerweile in allen angesagten MetroPolen. Also raus aus dem Zentrum und rein in den grünen Stadtrand. Demnächst nur Wochentags.

Nun liegt das schon wieder 2 Wochen zurück, habe mit Steffi hier ein paar, fleißige, schöne Tage gehabt. Die Baustellen sind lebendig. Die Sache wird. Wir bringen den Schlegels Entengrütze ( da gehen die aber so was von steil drauf, die Enten) und Brennesseln ( unsere sollen so gut sein, Barbara macht daraus ihr Hühnerfutter).

Mateusz baut ne Feldsteinmauer während seine Fundamente trocknen. Kuba ist sein Adlatus. Mirek kommt wie üblich unaufgefordert und zieht nach einem Kaffee wieder von dannen. Piotrek kommt nüchtern und verpisst sich , wo es geht, kriegt dann von Mateusz ne Ansage. Herrlich, mich mit diesem Scheiß nicht mehr plagen zu müssen.

Meinen Geburtstag – Steffi hat mir eine Riesen-Pilli auf den See gesetzt – haben wir in kleiner Runde als Grillveranstaltung zelebriert. Und nun sitze ich am See, ansichtig der Mega-Ente und hacke das Zeug hier zusammen. Wehmütig, weil Steffi morgen schon wieder nach Deutschland ( zuhause ? ) fliegt. Aber sie kommt Ende des Monat mit Mutter wieder. Ich freue mich schon jetzt auf die Beiden.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Doris Biesemann

    Wer will fleissige Handwerker sehen,
    der muss nach Widryny gehen,
    dort wird gehämmert, gelötet, geschafft
    mit aller starken Manneskraft
    Selbst schweres Gerät wurde eingesetzt,
    dies wurde von den Arbeitern sehr geschätzt.
    Selbst das Holzhäuschen aus seinem Grundbett gehoben
    und mit neuem Unterbau verwoben.
    Alles in Allem ist wohl viel Respekt und Achtung angebracht
    und Stolz und Freude angesagt.

    Ich freue mich riesig auf meinen Besuch ,um dort alles vor Ort zu sehen .
    Bia dahin ganz liebe Grüsse

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