Stille im neuen Jahr

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  • Beitrag veröffentlicht:24. Februar 2023
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Was ist los ? Scheiß-Wetter mit der üblichen Durchwachsenheit, obwohl hier eigentlich der Februar mit arktischer Anmut immer alles zum Erliegen zu bringen gedachte, so sagt man. Also die – 30 Grad mit meterhohem Schnee hätte ich durchaus spannend gefunden, auch um dem Landy mal Grenzen aufzuzeigen, was bisher ausblieb. So cruisen wir hier durch Matsche und Pfützen und ärgern uns über den Klimawandel, dessen vehemente Arschigkeit folgerichtig aber dennoch unpassend zum Erlebnishunger nervt. Ja so navigieren wir uns Alle im egozentrischen Besitzstandsgewahren arrogant aus der vermasselten Verantwortungsbereitschaft. So mach einer wird sein AIDA Cruising auch bejammern, wenn vor Puerto Rico Eisberge auftauchen und Kate Winslet für anderes gebucht ist.

Aber genug des Geschwafels. Sind rechtzeitig zum Jahreswechsel hier aufgeschlagen, hatten noch schnell alle Öfen befeuert und uns dem Schaumwein überstellt, dessen schmeichelnder Effekt unter Umgehung des Gastro-Intestinaltraktes direktemang ins Großhirn gelangte sich dort eruptiv der Synapsensedierung beeilte und jegliche Lust auf Erlebnisse besonderer Art – auch körperlicher – versiegen ließ.

Eine entspannte Woche folgte und ich brachte Steffi zum Flughafen um in die Ödnis der Einsamkeit zu versinken, aber frohlockend des angekündigten Besuchs von Holger. Ich nutzte also die Zeit dem Herren Dynasten alles wohlfeil vorzubereiten. Er brachte eine beträchtliche Auswahl an Rum nebst Zigarren mit, so dass wir die Abende in der Bar mit Feuer von vorn und Gasofen a tergo genossen. Ich sorgte für einiges an Schnee, wir hatten eine herrliche Winterlandschaft.

Nun bin ich hier, um der Nachhaltigkeit, des Ganzheitlichen, des Anderen, des Besonderen meine ungeteilte Aufmerksamkeit und Neugier anzudienen, und so ergab sich die Einlösung als ich mich auf dem Schlegelhof des Hähneschlachtens aktiv übergab. Nicht den Gockel einfach kaufen, sondern ihm das Haupt abtrennen, ihn in kochendes Wasser zu tunken, zu rupfen, auszuweiden und letztendlich in einen Topf zu geben mit Sternanis, Zimt, Ingwer, Porree, Korianderwurzeln, braunem Zucker um einen klassischen Sud zu kochen, der einem Thai ein Lächeln ins Antlitz zaubert.

Ich habe mich, gestresst wie bei einem date, so dermassen dämlich angestellt, das Beil zackig durch den Hals des Gockels zu treiben, dass Georg übernehmen musste. Nun gut, beim nächsten Mal wird es defintiver, also tiefer und treffsicherer. Aber das Rupfen ging dann gut von der Hand. Sieben geköpfte Hähne haben wir bearbeitet, herrlichstes, arschkaltes Wetter, nasse Buxe vom Abbrühwasser. Habe dann 2 Hähne á 2 Kilo mitgenommen. Fazit nach Beendigung des Suds : 6 Stunden Arbeit ….. Hat das was zu tun mit meiner bis dahin effizienzgesteuerten, wirtschaftlichkeitsgeilen Art der Alltagesbesschleunigung  ? Nein !!!!!!! Hätte mir bei dem Salär aus kassenärztlicher Tätigkeit den Gesamtbestsand an Hähnen eines ALDI- Nord Ladens, nebst 40 Säcken Garnelen ins Tiefkühlfach manövrieren können. Oder ein lebenslanges Abo an einer Garküche in Bangkok serviert und genachtischt von bezaubernden Schönheiten.

Aber stimmt die Rechnung ? Ja !!! und NEIN !!!! was habe ich einen Respekt vor diesen beiden Exemplaren, die ich er- und verarbeitet habe. Sie hatten ein gutes Leben auf dem Hof, sind nicht als männliche Küken geschreddert worden.  Wir hatten Spass und Respekt. Besser geht nicht.

Ansonsten ist nicht viel passiert. Das Holzhaus kommt seiner abschliessenden Renovierung ziemlich nahe, hatte ein wenig Stress mit Mateusz, einiges ist mir entglitten im Outsourcing. Haben viel klären müssen. Viele Mißverständnisse. Muss mich als Boss ( Geldausgeber ) besser definieren.

Ich habe das Bad oben fertigestellt, … was eine insgesamt scheiss Arbeit. Aber das Ergebnis ist anbietbar. Ich frohlocke beim nächtlichen Harndrang der kurzen Strecke zum Ablass.

Waldemar, eine Verwandter von Georg war so nett, als ich mal wieder in Essen zum Arbeiten war, seinen gebraucht erworbenen Transporter aus Viersen mit dem noch in Fülle vorhandenen Kram aus der Gelsenkirchner Garage vollzupacken und nach Widryny zu karren. Das wird er oder sein Kumpel nochmals wiederholen, dann können wir endlich das Lager kündigen.

Ab und zu tauchen hier alte Säcke auf, die neugierig sind auf die NEUEN. Kann mich des Integrierens ins polnische Landleben nicht erwehren. Ist ganz spassig. Vielleicht kann ich mal jemanden reanimieren und den Respekt und den Zugang zu den Töpfen verdienen. Förster, Jäger und Bürgermeister zum Beispiel. Mal sehen.

Ich freue mich riesig auf den Frühling, auf die Arbeit von Stanislaw, der das Dach der Appartmentscheune macht, auf die erwachende Natur, die blühenden Wiesen, die unendlich viele Arbeit, die auf mich wartet. Ich werde berichten.

Jetzt freue ich mich auf Steffi, die nächsten Samstag einfliegt, und auf Luca ( Lea´s Partner ) der mit der Maschine kommt, die Steffi nach Essen bringt.

Ich mache weiter meine Morgen-Mediatationen,meine Rücken-Übungen, trinke zuviel Rotwein, rauche zuviel und bin gespannt…. Wie en Flitzebogen. Habe übrigens einen von Helmut empfohlenen hier um, falls doch mal Zeit zur Kontemplation, intuites Bogenschiessen zu zelebrieren.

Ich grüsse Euch von Herzen.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Klaus Noll

    Einem wortgewaltigen Artikel mit nahezu genialen Wortschöpfungen folgen Fotos, die warm ums Herz machen. Eure Wohnung ist inzwischen ein gemütlicher Traum mit einem fantastischen Jugendstilbad.
    Zum Schluss noch Videos, die harte, lärmende Arbeit und eine fast archaische Lebensweise bei Euch im fernen kalten Osten demonstrieren.
    Da war alles drin. Respekt!!

  2. Doris Biesemann

    Hallo Thomas, dass du jetzt nach einer geräumigen Zeit wieder on Blog bist, freut mich sehr,denn deine schriftlichen
    Berichte in sehr wortbegabten Ausführungen sind schon eine Bereicherung mit den dazugehörigen Bildern.
    Die Vielfalt deiner Tätigkeiten von Maurerarbeiten bis Hühner schlachten und rupfen und dann noch en lecker
    Süppken kredenzen , das hat was von Allroundman , um es bescheiden zu sagen.
    Ich muss nochmal betonen und sagen, das Haus, die Lage, das Umfeld ist ein Traum.
    Vor allen Dingen in verschiedentlichen Jahreszeiten.
    Ganz liebe Grüsse und bis bald on Blog

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